NICKLBAUER
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Die Madonna und das Bairawieser Moos

Filigrane Rätsel: Die Werkschau des Tölzers Karl Georg Nicklbauer im Kunstsalon

Bad Tölz – Sechs Stunden lang hat Karl Georg Nicklbauer geschleppt, gedacht und gehängt. Dutzende seiner Bilder hat er die enge Treppe hochgetragen, die in Patrizia Zewes Kunstsalon führt – um sie dann stimmig anzuordnen und anzubringen an den rosa Wänden. „Ich bin dieses Jahr 60 geworden. Das war schon eine Plagerei“, sagt Nicklbauer, moderner Strickjanker, schwarze Mütze, grauer Bart.

Aber hier jammert keiner; der Mann fühlt sich pudelwohl, mitten zwischen seinen Bildern im Herzen von Bad Tölz. Angestachelt habe ihn „dieser schillernde Paradiesvogel“, wie er Patrizia Zewe respektvoll betitelt. Nicklbauer ist der erste gebürtige Tölzer, der im Kunstsalon an der Marktstraße 6 ausstellen darf. Genauer gesagt ist es eine umfassende Werkschau, die laut Flyer „filigrane Rätsel und fantastische Realitäten birgt. Der Künstler hat Aquarell- und Mischtechnikbilder mitgebracht – darunter seine neusten Schöpfungen, aber auch eine Bleistiftzeichnung aus dem Jahr 1978.

Die Ausstellung, die am Freitagabend Vernissage hatte, heißt „Von hier nach dort“. Eine Bewegung, ein zeitlicher Wandel schwingt mit in diesem Titel. Wenn Nicklbauer auf bairisch über sein Schaffen redet, kommt er an dem Foto aus den 1970er nicht vorbei. Vier junge Männer mit teils langen Matten blicken verträumt in die Kamera. „Wir haben Lieder geschnitzt mit vier Akustikgitarren“. So kommentiert Nicklbauer das Porträt einer Band, die irgendwann eine echte Leidenschaft für das Malen entwickelte. „Die anderen haben damit angefangen. Für mich war es ein Wildbach der dich einfach mitreißt.“
Als Anhänger der Wiener Schule des Fantastischen Realismus kreirt Nicklbauer seit Jahrzehnten verwinkelte Fantasiestädte mit Zwiebeltürmen – aber auch geheimnisvolle Natur-Konstellationen, die durch menschliche Gesichter lebendig werden. „Das kommt einfach raus aus mir. Ich habe noch nie etwas weggeworfen“, erklärt der Autodidakt. „Meine beiden Kameraden Malkasten und Bleistift haben mir mehr gezeigt, als es irgendein Professor könnte.“

Als Architekt hat Nicklbauer beruflich viel mit denkmalgeschützten Kirchen zun tun. In seiner Freizeit lässt er sich von der Natur inspirieren, um sie anschließend zu verfremden. Heraus kommt dabei schon mal „ein Ast aus dem Bairawieser Moor, in dem eine Art Madonna-Figur steht“. Ob Sunntratn, Isar oder Kirchsee: Die Anspielungen zeigen, wie sehr er im Isarwinkel verwurzelt ist. Genau wie sein Sohn Jakob, der als Designer für die Arzbacher Firma Liebling arbeitet. Seit Neustem gibt es neben Liebling-Strickjankern auch Liebling – Ski – mit Gesichtern und Zwiebeltürmen von Karl Georg Nicklbauer.

Münchner Merkur 07. September 2015
von Tobias Gmach

Zügeloses Eigenleben

Karl Georg Nicklbauer malt in seiner Freizeit „Phantasmagorien“ und zeigt sie unter anderem in seiner Tölzer Galerie.

Da liegt das weiße Blatt Papier und der einfache Druckbleistift. Mit diesem fängt Karl Georg Nicklbauer irgendwo an. Oft entsteht dann eine Stadt aus Pagoden, Palästen und Spitztürmen, Bögen und Brücken.Dazwischen mal ein Auto und viele Gesichter oder Augen, die mit der absurden Architektur verschmelzen. Solche Stadtlandschaften nennt der Maler und Zeichner, der sich die Techniken selbst beigebracht hat, Phantasmagorien, also Trug- oder Gaukelbilder. „Wenn ich so vor mich hin male, dann scheint der Bleistift ein Eigenleben zu entwickeln“, erklärt er.
Parallel zu den kleinen Zeichnungen entstehen mittelformatige Acrylbilder, die derzeit in der Galerie im Schwankel-Eck zu sehen sind. Auch Zeichnungen hat Nicklbauer den Wolfratshausnern dort bereits vorgestellt.
Ständig zu sehen sind seine gezeichneten Kleinodien in seiner eigenen kleinen Galerie an der Bairawieserstraße 11 in Bad Tölz, die samstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet ist. Er hat sie „Flammentanz“ genannt. Der Gartenbauverein hatte den Anliegern die gleichnahmige verführerisch blühende Rose vorbeigebracht. Sie bestimmt seither das Gesicht der idylischen und gepflegten Vorgärten in dieser Straße. Auch bei Nicklbauer gedeiht sie prächtig. Er ist stolz und glücklich, dass Besucher zu seiner Privatgalerie durch den Garten und unter Rosen wandeln können.
„Kunst soll schließlich brennen, und der Gang durch den Garten hat eine Kraftwirkung“, sagt er.
Ein helles Gartenzimmer hat er für den Ausstellungsraum ausgebaut, mit Parkett und professioneller Beleuchtung. „Gerne können auch andere Maler hier ausstellen – wenn Qualität und Bildgröße stimmen“, sagt er. Gerade kleinere Bilder seien in Ausstellungen „oft so verloren“.

Nicklbauer malt in seiner Freizeit. Sein Brot verdient er als Architekt im öffentlichen Dienst und hat Freude daran, denkmalgeschützten Bauwerken wie der Wieskirche wieder zur ursprünglichen Pracht zu verhelfen. Wenn er zeichnet und malt, kann er sich ganz freimachen von eher schematischen Vorgaben und seine eigenen phantastischen, verträumten, verschachtelten und verwinkelten Städte und Landschaften erschaffen.
An seiner Seite war stets die Hündin Akami zu finden. Er liebe diesen Hund, sagt er,
„auch wenn er stur ist wie ein Esel“. Das Tier der japanischen Rasse Akita Inu, zur Bärenjagt gezüchtet, gab ihm Ruhe oder begleitete ihn in die Natur und in die Berge.
Dort hat Nicklbauer seine „geliebten Stoamandl“ entdeckt, die er in Acryl fast fotorealistisch als Vexierbild gemalt hat.
Wer im Schwankl-Eck genau hinsieht, entdeckt Gesichter in den aufgestapelten Steinen. Auf einem anderen Exponat taucht fast engelhaft ein Schiff aus dem aufgewühlten Meer auf, in gleißendes Licht gehüllt. „Licht möchte ich malen“,
sagt dazu der Tölzer, der am Anfang seiner Malerei seine Zeichnungen opulent in Farbe umsetzte. Nun nimmt er sich bei den Gemälden farblich völlig zurück, führt den Pinsel noch immer so, als zeichne er. Dies mündet in phantastischen Realismus oder aber in ganz konkrete Bilder von verschneiten Tannen oder einen hoffnungsvoll hellen Himmel, der winterlich kahle Zweige und ein Stück rauhreifbedecktes Hausdach beleuchtet.

Karl Georg Nicklbauer zeichnet und malt nicht nach dem Zeitgeschmack wie er betont. Er läßt sich seine Zeichnungen sozusagen diktieren und gibt ihnen erst nach Fertigstellung lyrisch angehauchte Titel – meist ganze Sätze wie „Ich wäre so gerne eine Winterbraut geworden“ oder „Die Schläfrigkeit und das Staunen“.
Letzteres tun viele Betrachter, die in seine Phantasmagorien eintauchen.

Barbara Szymanski

Süddeutsche Zeitung vom 29. September 2010

Bilder mit vielen Gesichtern

Großformatige Arbeiten von Karl Georg Nicklbauer im Stil des Phantastischen Realismus.

Zum 50. Geburtstag seiner Frau hat Karl Georg Nicklbauer seinen Malstil geändert. „Ich wünsche mir einen Quadratmeter von Dir“, habe sie zu ihm gesagt, erzählt der Künstler seinen zahlreichen Gästen auf der Vernissage in der Galerie Schwankl. Doch wie soll ein Maler, der so filigran und in stundenlanger akribischer Arbeit tausenderlei Phantasien darstellt, einen ganzen Quadratmeter Leinwand füllen.
So entstand bei Nicklbauer die Idee seiner neuen „Lichtbilder“

Eigentlich liebt Karl Georg Nicklbauer die kleinen Formate in Bleistift, in Mischtechnik oder in Aquarell, auf denen er sich minutiös austoben kann. Tausenderlei Dinge im Detail sind darauf zu entdecken. Verständlicherweise malt der Tölzer Architekt gerne filigrane Bauwerke, die er als monströse Festungsanlagen, umschlungen von einem wirren Wurzelgeflecht in den Himmel emporwachsen lässt, ähnlich der überlieferten Darstellung der „Hängenden Gärten von Babylon“.

„Nein, das ist kein Surrealismus“, widerspricht der Künstler, obwohl zwischen den Mauerfugen Gesichter ominöser Gestalten oder skurile Fischköpfe heraus lugen. „Ich male nach dem Vorbild des Phantastischen Realismus der Wiener Schule“, erklärt er. Der Unterschied zum Surrealismus ist, dass auf den Bildern Phantasie und Wirklichkeit dargestellt wird. So ist der See, über den die asiatisch anmutenden Stabpuppen scheinbar schweben, nicht irgendeiner, sondern der Tegernsee mit seiner Bergwelt drum herum.

Nicklbauers Malerei hat nicht nur viele Gesichter sondern auch außergewöhnliche Namen. So heißt das Bild mit den asiatischen Stabpuppen „ Die Delegation des Seegeists besucht das alte Gmunder Strandbad“, und ein anderes klingt noch zauberhafter „Auf der Suche nach der Macht der Herzkannenpflanzen“. Diese Namen fallen dem Künstler beim Malen ein und nie zweifelt er daran, dass die erste Eingebung auch die richtige ist, „auch wenn`s noch so a Schmarrn ist“ sagt der Tölzer. Auf seinen neuen „Einquadratmeterbildern“, die er seit dem runden Wiegenfeste der Gattin malt, geht Nicklbauer auch einen neuen stilistischen Weg.
Er verbindet nun seinen filigranen Malstil mit der flächig-fließenden Airbrush-Technik. Er nennt sie Lichtbilder, die in der Tat wie von alleine strahlen. Es sind mystische in sich ruhende Motive von eiskalten Winterstimmungen, von verschleierten Nebelschwaden oder „Steinernen Manderln“. Die vielen quirligen Gesichter aus dem Phantastischen Realismus haben sich scheinbar aus dem Staub gemacht – scheinbar – denn in Wahrheit sind die skurrilen Wesen alle noch da. Auch in den „Lichtbildern“ haben sie sich versteckt. Man muss sie nur suchen, auf der aktuellen Ausstellung in der Galerie Schwankl, die noch bis zum 16.Oktober zu sehen sind.

Übrigens bis zum 20.November sind Bleistiftzeichnungen von Karl Georg Nicklbauer im „Flammentanz – Raum für Kunst und Malerei“ in Bad Tölz zu sehen unter dem Titel „Die Geschichte des Bleistifts“.

Isarloisachbote vom 14. September 2010

Surrealismus auf die Spitze getrieben

„Von hier nach dort“: Karl Georg Nicklbauer hält die Zeit an – die Phantasie kommt in Bewegung

Wolfratshausen: Dieser Realismus – phantastisch. Auch entwickeln die kleinformatigen Zeichnungen und Aquarelle mitunter ihre eigene Mystik, sind voller Witz und Anmut. So sorgfältig ausgearbeitet, als wären sie nicht in dieser Zeit der wuchtigen Pinselhiebe und Farb – Eruptionen entstanden. Bei Karl Georg Nicklbauers gezeichneten Preziosen bleibt die Zeit stehen. Und die Phantasie rennt davon.

Gesichter überall Gesichter. Sie schauen fest und ernst den Betrachter an.
Die Augen folgen den Bewegungen. Menschliche Antlitze blicken aus verschneiten Landschaften, aus dem Schilf oder einem Apfelbaum. In eine Rose ist ein Paar eingewickelt. Die Natur entwickelt so ein Eigenleben und wird neu erfunden. Da muss der Maler keine Wolken bemühen, in denen selbst nicht-künstlerisch Tätige gelegentlich Gesichter oder Gestalten zu erkennen glauben.

Wie Nicklbauer sagt, kommen ihm die Einfälle für Motive beim Wandern in schöner Landschaft. Aber der Architekt mit der sicheren Strich- und Kompositionstechnik hat auch Botschaften wie „300 Jahre nach Sendling“ oder „Die Geburt des roten Planeten“. Doch es überwiegt die heitere Erzählweise eines Malers ohne Erdschwere.
Das kleine Format hat der Maler und Zeichner geradezu kultiviert und das Motiv, den Rahmen und den Titel untrennbar vereint. Was die Rahmen betrifft sind Sie sorgfältig ausgewählt und geben den Bildern – auch wenn man Effekthascherei wittert – ein ganz besonderes Klima. Die Titel die sich laut Nicklbauer wie von selbst ergeben, sind ebenso surreal wie die Bilder: „Warum läuft man an einer Fichtenholzsiedlung immer vorbei?“

Nicklbauer titelt damit eine facettenreich ausgearbeitete Graphitzeichnung, bei der schlichte Häuser und prächtige Kathedralen wie Bäume in den Himmel wachsen, dabei aber wie ein Fichteholzschlag fest verwurzelt in der Erde sind.
Nicklbauer, der akribische und phantasievolle Zeichner, beschäftigt sich zuweilen mit überraschend kühnen Farben, die er punktuell einsetzt: So ein Drache, der den schlafenden Mond frisst, wirkt durch kräftiges Grün eben viel markanter. Zwischendurch drängt es Nicklbauer nach Mehrdimensionalität. Er nimmt drei alte Glasscheiben, die er mit kleinem Abstand in einem Rahmen befestigt. Doch er bietet kein großes Theater wie die mehrschichtigen Exponate der Hinterglasmaler, die im Schlossmuseum in Murnau zu sehen sind, sondern reduziert streng: Wasser, Wolken und Drache – Surrealismus auf die Spitze getrieben.

Barbara Szymanski, Süddeutsche Zeitung vom 25. Mai 2007

Fantastische Traumbilder

Karl Georg Nicklbauer stellt im Finanzamt aus

Bad Tölz: Es sind schon eigenartige Gestalten, die da auf hohen Stelzenbeinen aus dem Wasser staksen. Drei große und drei kleine Wesen. Das mittlere ganz in Grün, als käme es gradewegs vom Mars. Nicht ganz von dieser Welt ist wohl auch der blaue Kerl mit der Krone auf dem Kopf. Bis zur Nasenspitze untergetaucht, lurt er aus dem Wasser, das unschwer mit den blauen Bergen im Hintergrund, als der Tegernsee zu erkennen ist. „Die Delegation des Seegeists besucht das alte Gmunder Strandbad“, nannte Karl Georg Nicklbauer dieses Bild. So phantastischen und märchenhaften Figuren wie auf jenem Gemälde begegnet man oft in der Ausstellung. In „Weg II“, so der Titel der Ausstellung, sind Arbeiten aus knapp drei Jahrzehnten zu sehen. Damit wollte er seinen eigenen Weg betrachten, den er als Autodidakt gegangen ist, meint er dazu.

Ein bisschen an Hieronymus Bosch und an die Maler der Wiener Schule erinnern die Zeichnungen und Gemälde von Anfang an. Versucht man Nicklbauer in eine Schublade zu stecken, würde Phantastischer Realismus passen, und doch geht er einen eigenen Weg.

Fein und zierlich sind seine Bleistiftzeichnungen, die meist aus einer Form die nächste ergebend, unendlich viele Geschichten erzählen. Dabei tun sich ein ums andere Mal immer wieder neue Räume auf. Wie bei MC Escher kann man darin gewundene Stufentreppen hinauf und hinunterspazieren. Landschaften setzen sich hinter spitzwinkeligen Türmen bis zum Horizont fort, und blickt man ein wenig genauer hin, sind in den Steinen, Blättern und Mauerritzen Gesichter zu sehen.

Akribisch und liebevoll bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sind auch seine Gemälde. Hier mit Aquarellfarben Schicht um Schicht aufgetragen, transparent und durchlässig, dennoch kräftig und farbenfroh. Seit etwa zwei Jahren hat Nicklbauer die Spritztechnik entdeckt, die er gerne für Himmel und Hintergrund einsetzt. Das verleiht seinen Gemälden mehr Tiefe und Spannung. In sich bewegt und doch ruhig und harmonisch erscheinen die Gemälde so, als hätte der Maler all seine phantastischen Traumbilder ganz einfach aufs Papier gesummt.

Sigrid Hofstetter, Süddeutsche Zeitung vom 05. November 2004

Zauberhafte Entdeckungen

Bilder von Karl Georg Nicklbauer im Hollerhaus

Irschenhausen: Ernst Fuchs lässt grüßen und die Wiener Schule des fantastischen Realismus. Karl Georg Nicklbauer ist bekennender Anhänger, malt in dieser Richtung aber filigraner, auch weniger sinnlich und prall als die großen Vorbilder.
Es empfiehlt sich daher, ganz nah an seine Exponate im Hollerhaus heranzutreten – es gibt so viel zu entdecken.

Ganz wunderbar ergänzen sich zu seiner Malerei die Steinskulpturen und Bronzen der Münchner Bildhauerin Isolden (siehe Beitrag unten). Während ihre Steinfiguren archaisch daherkommen, leben sie bei Nicklbauer auf, zeigen Seele und Befindlichkeiten.

Auch die Titel sind ausgesprochen fantasievoll. „Das Karwendel träumt“ nennt der Tölzer, der in seiner Freizeit oft monatelang an einem Blatt arbeitet, ein ganz schmales Bild. „Die Titel sind plötzlich da – das ist ein großes Erlebnis“, sagt er.
Das fantastische an diesem Bild ist, dass das Karwendel tatsächlich lebt: Viele, viele Menschengesichter bilden Felsen und Verwerfungen. Sie wachträumen offenbar, denn die Augen sind geschlossen. Das Traumbild mit roter Sonne und bleichem Mondgesicht wirkt fast wie ein Hinterglasbild. Denn es schwebt geradezu zwischen zwei Glasscheiben.

Während man bei den meisten Malern die Rahmen vernachlässigen kann, übernehmen sie bei Nicklbauer nicht selten eine unverzichtbare Bildergänzung. Er inszeniert seine Sujets geradezu. Und dennoch gerät er selten in die Nähe des rein Dekorativen. Obwohl es auch vorkommt, dass er einen Jugendstilrahmen auftreibt und dann erst ein dafür passendes Motiv entwickelt.

„Seemacht für Dich“ ist ihm dazu eingefallen. Wie Labyrinthe die Wellen, blau das Gesicht des Wassergeistes, bei dem sich grüne Gliedertierchen aus den Haaren schlängeln. Auch der Strand lebt durch freundliche Monster. Nicklbauer wählt dabei nicht das Elegische des Jugendstils, sondern die klarere Sprache des fantastischen Realismus.

Er scheut sich auch nicht, sonst eher verpönte Techniken zu mischen. So wie bei „Begierde nach der Jungen Isar“. Perfekt wie fotografiert der Farbverlauf des blitzblauen Himmels über dem Fluss. Verwirklicht hat Nicklbauer diesen Effekt mit Airbrush-Technik. Kiesstrand Wasser, Felsen und Berge sind mit dem Pinsel gemalt.

Als Architekt hat Nicklbauer natürlich einen sicheren Strich. Seine Schwarzweiß-Zeichnungen wie „Valinor“ sind so detailliert und präzise ausgeführt und mit geheimnisvollen Chiffren versehen, dass man immer wieder hinschauen muss. Neckisch kann der Maler auch sein. Der irgendetwas ausheckende witzige grüne Frosch auf einem kleinen Bild hat ein Feigenblatt vor dem Gemächte, aus Papier. Wer mag kann es gerne lüften.

Barbara Szymanski, Süddeutsche Zeitung vom 08. Mai 2003

Bilder aus dem inneren Erdteil

Karl Georg Nicklbauer stellt in Benediktbeuern phantastische Landschaften aus

Benediktbeuern: „Ein Bild gehört in einen Rahmen der eigens dafür gemacht ist“, sagt Karl Georg Nicklbauer. Darauf legt er Wert. Allerdings ist es auch schon vorgekommen, daß er auf Flohmärkten einen alten Rahmen gefunden hat, der ihn derart inspirierte, daß er ein Bild eigens für ihn malte.

Ab Donnerstag 31.Mai, sind Karl Georg Nicklbauers Gemälde – zusammen mit Skulpturen der Münchner Bildhauerin Isolden – im Kreuzgang von Benediktbeuern zu sehen. Es ist das erste Mal, daß Nicklbauer mit seinen Bildern an die Öffentlichkeit tritt. Obwohl er bereits seit 25 Jahren malt – “ immer im stillen Kämmerlein“, wie der 46 jährige Tölzer erzählt. „Jetzt hat das einfach einmal rausmüssen“.

Gemeint sind damit unzählige Arbeiten: Aquarelle, Bleistiftzeichnungen, Mischtechniken, die bei ihm zuhause Flur und Zimmer zieren und stapelweise im Schlafzimmer liegen.

Mit dem Malen angefangen, so erzählt der Autodidakt, habe er als Jugendlicher im Freundeskreis. Beeinflußt vom Surrealismus und dem phantastischen Realismus, hat sich seitdem sein Stil nicht wesentlich verändert, wohl aber die Vielfalt sowie die Sicherheit seiner Ausdrucksmöglichkeiten. Was Nicklbauer, der als Vater zweier Kinder im Öffentlichen Dienst als Architekt sein Geld verdient, während seiner Freizeit malt, sind wunderbare Geschichten, Traumbilder voller Phantasiegestalten.

Diese entstehen zunächst in seinem Kopf. Um sie aufs Papier zu bringen, braucht er einen ruhigen ungestörten Platz, dann beginnt für den Künstler eine Reise zum „Inneren Erdteil“, wie Nicklbauer seine Arbeitsweise charakterisiert. Im Prozeß des Malens entstehen Figuren, Allegorien und Symbole, die sich zu phantastischen Landschaften komponieren.

Einige Bilder von diesen Reisen wie etwa “ Die Wallfahrt zu den Vorderrißer Schneehexen“ sind bis 15.Juni im Benediktbeurer Kreuzgang zu sehen.

Die Ausstellung von Karl Georg Nicklbauer und der Bildhauerin Isolden ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Süddeutsche Zeitung vom 29. Mai 2001

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