Großformatige Arbeiten von Karl Georg Nicklbauer im Stil des Phantastischen Realismus.
Zum 50. Geburtstag seiner Frau hat Karl Georg Nicklbauer seinen Malstil geändert. „Ich wünsche mir einen Quadratmeter von Dir“, habe sie zu ihm gesagt, erzählt der Künstler seinen zahlreichen Gästen auf der Vernissage in der Galerie Schwankl. Doch wie soll ein Maler, der so filigran und in stundenlanger akribischer Arbeit tausenderlei Phantasien darstellt, einen ganzen Quadratmeter Leinwand füllen.
So entstand bei Nicklbauer die Idee seiner neuen „Lichtbilder“
Eigentlich liebt Karl Georg Nicklbauer die kleinen Formate in Bleistift, in Mischtechnik oder in Aquarell, auf denen er sich minutiös austoben kann. Tausenderlei Dinge im Detail sind darauf zu entdecken. Verständlicherweise malt der Tölzer Architekt gerne filigrane Bauwerke, die er als monströse Festungsanlagen, umschlungen von einem wirren Wurzelgeflecht in den Himmel emporwachsen lässt, ähnlich der überlieferten Darstellung der „Hängenden Gärten von Babylon“.
„Nein, das ist kein Surrealismus“, widerspricht der Künstler, obwohl zwischen den Mauerfugen Gesichter ominöser Gestalten oder skurile Fischköpfe heraus lugen. „Ich male nach dem Vorbild des Phantastischen Realismus der Wiener Schule“, erklärt er. Der Unterschied zum Surrealismus ist, dass auf den Bildern Phantasie und Wirklichkeit dargestellt wird. So ist der See, über den die asiatisch anmutenden Stabpuppen scheinbar schweben, nicht irgendeiner, sondern der Tegernsee mit seiner Bergwelt drum herum.
Nicklbauers Malerei hat nicht nur viele Gesichter sondern auch außergewöhnliche Namen. So heißt das Bild mit den asiatischen Stabpuppen „ Die Delegation des Seegeists besucht das alte Gmunder Strandbad“, und ein anderes klingt noch zauberhafter „Auf der Suche nach der Macht der Herzkannenpflanzen“. Diese Namen fallen dem Künstler beim Malen ein und nie zweifelt er daran, dass die erste Eingebung auch die richtige ist, „auch wenn`s noch so a Schmarrn ist“ sagt der Tölzer. Auf seinen neuen „Einquadratmeterbildern“, die er seit dem runden Wiegenfeste der Gattin malt, geht Nicklbauer auch einen neuen stilistischen Weg.
Er verbindet nun seinen filigranen Malstil mit der flächig-fließenden Airbrush-Technik. Er nennt sie Lichtbilder, die in der Tat wie von alleine strahlen. Es sind mystische in sich ruhende Motive von eiskalten Winterstimmungen, von verschleierten Nebelschwaden oder „Steinernen Manderln“. Die vielen quirligen Gesichter aus dem Phantastischen Realismus haben sich scheinbar aus dem Staub gemacht – scheinbar – denn in Wahrheit sind die skurrilen Wesen alle noch da. Auch in den „Lichtbildern“ haben sie sich versteckt. Man muss sie nur suchen, auf der aktuellen Ausstellung in der Galerie Schwankl, die noch bis zum 16.Oktober zu sehen sind.
Übrigens bis zum 20.November sind Bleistiftzeichnungen von Karl Georg Nicklbauer im „Flammentanz – Raum für Kunst und Malerei“ in Bad Tölz zu sehen unter dem Titel „Die Geschichte des Bleistifts“.
Isarloisachbote vom 14. September 2010